Die Neurochirurgie bei Tieren ist ein spezialisierter Bereich der Tiermedizin, der sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen des Nervensystems befasst. Dazu gehören das Gehirn, das Rückenmark und die peripheren Nerven. Neurochirurgische Eingriffe können notwendig sein, um neurologische Defizite zu korrigieren, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität von Tieren zu verbessern.

Indikationen

Bandscheibenvorfälle: Vorwölbung oder Extrusion von Bandscheibenmaterial, das auf das Rückenmark oder die Nervenwurzeln drückt.

Tumoren: Primäre oder sekundäre Tumoren im Gehirn, Rückenmark oder peripheren Nerven.

Traumatische Verletzungen: Frakturen oder Luxationen der Wirbelsäule, Schädeltrauma.

Angeborene Fehlbildungen: Missbildungen wie Chiari-Malformationen oder Hydrocephalus.

Infektionen und Entzündungen: Abszesse, Meningitis, Diskospondylitis.

Degenerative Erkrankungen: Erkrankungen wie die degenerative lumbosakrale Stenose (DLSS).

Voruntersuchungen

Klinische Untersuchung: Gründliche neurologische Untersuchung zur Bestimmung der Art und des Ausmaßes der neurologischen Beeinträchtigung.

Bildgebende Verfahren:

Röntgen: Zur initialen Beurteilung von Knochenstrukturen.

CT-Scan: Detaillierte Darstellung der Knochen und des Weichgewebes.

MRT: Hochauflösende Bilder des Gehirns, Rückenmarks und der Nervenwurzeln zur genauen Diagnose.

Myelographie: Kontrastmittel-Röntgenuntersuchung zur Darstellung des Rückenmarks.

Bluttests: Überprüfung der allgemeinen Gesundheit und Narkosefähigkeit des Tieres.

Neurochirurgische Verfahren

Bandscheibenvorfälle

1. Hemilaminektomie:

Verfahren: Entfernung eines Teils des Wirbelbogens, um Druck auf das Rückenmark zu entlasten.

Indikation: Bandscheibenvorfälle im Thorakal- oder Lumbalbereich.

2. Ventrale Slot-Dekompression:

Verfahren: Ein ventrales (vorderes) Fenster wird in den Wirbelkörper geschnitten, um Bandscheibenmaterial zu entfernen und Druck zu entlasten.

Indikation: Bandscheibenvorfälle im Halsbereich.

Tumoren

1. Tumorresektion:

Verfahren: Chirurgische Entfernung von Tumoren im Gehirn oder Rückenmark.

Indikation: Primäre oder metastatische Tumoren, die neurologische Symptome verursachen.

Traumatische Verletzungen

1. Wirbelsäulenstabilisierung:

Verfahren: Verwendung von Platten, Schrauben oder externen Fixateuren zur Stabilisierung von Frakturen oder Luxationen.

Indikation: Traumatische Verletzungen der Wirbelsäule.

Angeborene Fehlbildungen

1. Chiari-Malformationskorrektur:

Verfahren: Chirurgische Erweiterung des Foramen magnum (Hinterhauptloch), um Platz für das Gehirngewebe zu schaffen und den Druck zu entlasten.

Indikation: Chiari-Malformationen.

2. Shunt-Platzierung bei Hydrocephalus:

Verfahren: Implantation eines Shuntsystems, um überschüssige Hirn-Rückenmarks-Flüssigkeit abzuleiten.

Indikation: Angeborener oder erworbener Hydrocephalus.

Nachsorge

Intensive Überwachung: Überwachung der Vitalfunktionen und neurologischen Status des Tieres unmittelbar nach der Operation.

Schmerzmanagement: Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente zur Linderung postoperativer Schmerzen.

Physiotherapie: Rehabilitative Maßnahmen zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Muskelkraft.

Bewegungseinschränkung: Begrenzung der Aktivität des Tieres, um die Heilung zu fördern.

Regelmäßige Nachkontrollen: Überwachung des Heilungsverlaufs durch den Tierarzt, einschließlich neurologischer Untersuchungen und Bildgebung.

Prognose

Die Prognose nach neurochirurgischen Eingriffen bei Tieren hängt von der Art und dem Schweregrad der Erkrankung sowie dem Erfolg der Operation ab. Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung kann die Prognose oft gut sein, und viele Tiere erholen sich vollständig oder zeigen eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome. Komplikationen sind möglich und können Infektionen, Blutungen oder anhaltende neurologische Defizite umfassen.